Bilanzanalyse

Die Bilanz stellt die Geschäftsaktivitäten des vergangen Jahres dar. Zum Ende des jeweiligen Geschäftsjahres erfolgt eine Gegenüberstellung aller Vermögenswerte und der Kapitalseite.

Gegenstand der Bilanz ist auch die Gewinn- und Verlustrechnung (kurz "GuV" genannt).

Die Zahlen sagen jedoch zunächst wenig aus, erst wenn man sie einer Analyse unterzieht kann man den Erfolg des Geschäftsjahres beurteilen. Dies geschieht durch die Bilanzanalyse.

 

Nachfolgend wird an einem praktischen Beispiel eine Bilanzanalyse durchgeführt.

Praktisches Beispiel für die Bilanzanalyse

Bilanz des Unternehmens

 

 

                                                               Bilanz

Aktiva

Tsd. Euro

Passiva

Tsd. Euro

 

 

 

 

Anlagevermögen

 

Eigenkapital

4.500

Sachanlagen

 

Rückstellungen

 

Grundstücke

2.700

Pensionsrückstellungen

870

Maschinen und Anlagen

6.000

Sonstige Rückstellungen

150

Betriebs- und Geschäftsausstattung

1.200

 

 

 

 

 

 

Umlaufvermögen

 

Verbindlichkeiten

 

Vorräte

 

Langfristige Darlehen

4.700

Roh-,Hilfs-,Betriebsstoffe

2.200

Kurzfristige Kredite

500

Fertige Erzeugnisse und Waren

660

Verbindlichkeiten aus Leistung u. Lieferung

3.000

Forderungen aus Leistung und Lieferung700

700

 

 

Kassenbestand u. Bankguthaben

200

 

 

Rechnungsabgrenzung

90

Rechnungsabgrenzung

30

Bilanzsumme

13.750

Bilanzsumme

13.750

 

 

Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens

 

 

                                       Gewinn- und Verlustrechnung

 

Tsd. Euro

Umsatzerlöse

1.200

+ Sonstige Erträge

10

=Gesamtleistung

1.210

-Materialkosten

600

= Rohergebnis

610

-Personalkosten

310

-Abschreibungen

50

-Sonstige Aufwendungen

150

=Betriebsergebnis

100

+Finanzergebnis

10

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit

110

-Steuern

20

= Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag

90

 

 

 

Bilanzanalyse

 

Bilanzanalyse ist die methodische Untersuchung des Jahresabschlusses mit dem Ziel, Informationen über das Unternehmen sowie seine Erfolgssituation im abgelaufenen Geschäftsjahr zu erhalten. Analysiert wird bei der Bilanzanalyse deshalb nicht nur auf die Bilanz selbst, sondern auch auf die Gewinn-und-Verlust-Rechnung, die Kapitalflussrechnung (Cash-Flow) sowie den Anlagespiegel.

 

Damit die Bilanzanalyse die geforderten Informationen liefert, ist es notwendig, systematisch vorzugehen. Um Unternehmen miteinander vergleichen zu können, wurde die Bilanzanalyse vereinheitlicht. Das einheitliche Schema und die einheitliche Vorgehensweise sind Voraussetzung dafür, dass die Bilanzanalyse aussagekräftige Daten liefert.

 

 

 

 

Da es verschiedene Interessengruppen gibt, gibt es auch verschiedene Blickwinkel auf eine Bilanzanalyse

 

  • Die Eigentümer und das Management des Unternehmens haben ein elementares   Interesse an dem Zustand und Erfolg des Unternehmens. Das Interesse bezieht sich daher auf folgende Punkte:
  •  Wie sehen die Vermögenswerte des Unternehmens aus?
  •  Hat das Unternehmen im vergangen Jahr einen Gewinn erzielt oder einen Verlust?
  •  Wie ist die Finanzsituation des Unternehmens?
  • Wie steht das Unternehmen im Vergleich mit anderen Unternehmen da?
  • Wie hat sich das Unternehmen gegenüber den Vorjahren entwickelt?
  • Der Unternehmer bzw. das Management möchte durch die Bilanzanalyse folgende Aufschlüsse erhalten:

     • Lohnen sich neue Investitionen?

    • Wie ist die Finanzlage des Unternehmens?

    • Ist das Unternehmen konkurrenzfähig?

    • Sind Kostenanpassungen vorzunehmen?

    • Wie hat sich das Unternehmen im Vergleich zu Mitbewerbern entwickelt?

    • Welche Schwachpunkte hat das Unternehmen und welche Maßnahmen sind zu ergreifen?

    • Investoren haben bei der Bilanzanalyse folgende Erkenntnisinteressen: • Wie hat sich das Eigenkapital entwickelt?

    • Konnte das Unternehmen einen Gewinn erzielen?

    • Wie war die Entwicklung zu den Vorjahren?

    • Wie steht das Unternehmen gegenüber Konkurrenzunternehmen

    • Lohnt sich eine weitere Investition in das Unternehmen?

 

  • Gläubiger wie Banken und Lieferanten haben ebenfalls eigene Gesichtspunkte. Banken gewähren nur dann neue Kredite, wenn das Unternehmen auch zukünftig in der Lage ist, die Zinsen zu erbringen und die Kredite zu tilgen. Lieferanten möchten wissen, ob das Unternehmen in der Lage ist, die Rechnungen pünktlich zu begleichen. Die Gläubiger achten daher auf folgende Punkt:

    • Konnte das Unternehmen einen Gewinn erzielen?

    • Reicht der Gewinn aus, um die Kredite zu tilgen?

    • Kann das Unternehmen zukünftige Bestellungen bezahlen?

    • Wie ist die finanzielle Situation des Unternehmens?

    • Wie ist die Ertragslage des Unternehmens?

    • Wie sind die finanziellen Verhältnisse des Unternehmens?

    • Bietet das Unternehmen Möglichkeiten der Ertragsverbesserung?

 

Erläuterungen zum Jahresabschluss (Bilanz und Gewinn-und Verlust-Rechnung)

Die Bilanz verkörpert die Darstellung der Vermögenswerte und Finanzsituation des Unternehmens. Am Ende des Geschäftsjahres werden alle Vermögenswerte gezählt, gemessen und gewogen. Dann werden die Vermögenswerte bewertet. Hierbei ist es wichtig, dass realistische Werte angesetzt werden. Der Gesetzgeber hat Bilanzierungsregeln erstellt; diese sind im Handelsgesetzbuchs (HGB) geregelt.

 

Für größere Unternehmen und börsennotierte Unternehmen gelten internationale Bilanzierungsregeln.

 

 

Der Aufbau der Bilanz: 

 

Bilanz

 

Die Bilanz wird untergliedert in Aktiva und Passiva. Die Aktiva auf der linken Seite der Bilanz besagen, über welche Vermögenswerte das Unternehmen verfügt. Unterschieden werden dabei Vermögenswerte,

  •  die dem Unternehmen langfristig zur Verfügung stehen, insbesondere Grundstücke, Gebäude und Maschinen. Diese Vermögenswerte werden als Anlagevermögen in der Bilanz aufgeführt;

  •  die beim Produktionsprozess verarbeitet werden, z.B. Roh- Hilfs- und Betriebsstoffe. Diese Vermögenswerte werden als Umlaufvermögen in der Bilanz aufgeführt. Hierzu zählen auch das Bankguthaben und Bargeld.

Auf der Passiva-Seite ist die Finanzsituation des Unternehmens dargestellt, das heißt, wie die Vermögenswerte finanziert sind. Hier wird unterschieden zwischen Eigenkapital und Fremdkapital.

  • Das Eigenkapital ist der Differenzbetrag aus Vermögen und Fremdkapital
  • Fremdkapital sind alle Kredite und sonstigen Verbindlichkeiten des Unternehmens.

Das Eigenkapital des in unserem Beispiel angebotenen Unternehmens beträgt 4,5 Mio. Euro.

 

 

Gewinn- und Verlustrechnung

 

In der Gewinn-und-Verlust-Rechnung werden die Umsatzerlöse mit den Kosten während des Geschäftsjahres verglichen. Waren die Umsatzerlöse höher als die Kosten, konnte das Unternehmen einen Gewinn erzielen. Bei umgekehrten Zahlen ist ein Verlust entstanden. Bei der Erfolgsrechnung werden bestimmte Zwischenergebnisse gebildet. Für die Bilanzanalyse sind diese Werte sehr wichtig.

 

Anhand der Gewinn-und-Verlust-Rechnung kann man den Erfolg im Geschäftsjahr erkennen. Der Jahresüberschuss beträgt hier 90.000 Euro.

 

Beurteilung des Cash-Flow Dieser Wert ist aus dem Jahresabschluss nicht direkt erkennbar, sondern muss in einer separaten Rechnung ermittelt werden. Hier geht es um die Rückflüsse der eingesetzten Geldmittel.

 

 

 

Erstellung der Strukturbilanz

Von der Handelsbilanz zur Strukturbilanz.

Auf Grundlage der uns vorliegenden Handelsbilanz wird im ersten Schritt eine Strukturbilanz erstellt. Diese dient dann zur Analyse der Bilanz.

 

                                                                         Strukturbilanz

Aktiva

Tsd. Euro

Passiva

Tsd. Euro

Anlagevermögen

9.900

Eigenkapital

4.500

Umlaufvermögen

 

Fremdkapital

 

-mittelfristig

2.860

-langfristig

5.570

-kurzfristig

790

-mittelfristig

1.500

-sofort verfügbar

200

-kurzfristig

2.180

Bilanzsumme

13.750

Bilanzsumme

13.750

 

 Für die Umwandlung werden folgende Maßnahmen durchgeführt:

 

Aktiva:

• Anlagevermögen wurde gebündelt

• Umlaufvermögen, hier erfolgt eine Bündelung nach der Fristigkeit

 • mittelfristig: Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe + fertige Erzeugnisse und Waren

 • kurzfristig: Forderungen aus Lieferungen und Leistungen + Rechnungsabgrenzung

 • flüssige Vermögenswerte: Geldvermögen und Bankguthaben

 

 Passiva:

• Eigenkapital bleibt unverändert

 • Fremdkapital, hier erfolgt eine Gliederung nach der Fristigkeit

• langfristig: Pensionsrückstellungen + langfristige Darlehen

 • mittelfristig: 50 % der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (LuL)

 • kurzfristig: 50 % der Verbindlichkeiten aus LuL + kurzfristige Darlehen

• + sonstige Rückstellungen + Rechnungsabgrenzungen

 

 (Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen werden – auf Erfahrungsbasis – zu 50 % als mittelfristig und zu 50 % als kurzfristig angesetzt.)

 

 

Kennzahlen der Bilanzanalyse

 

Kernpunkt der Bilanzanalyse ist die Bildung von Kennzahlen. Dies werden gebildet indem gewiise bilanzpositionen der Strukturbilanz in Relation zueinander gesetzt werden. Die eigentliche Analyse der Bilanz erfolgt durch die Interpretation dieser Kennzahlen.

 

Vermögenskennzahlen

 

Vermögenskennzahlen beziehen sich auf die Aktivseite der Bilanz.

 

 Anlageintensität

 

Die Anlageintensität ist eine vertikale Kennzahl. Sie gibt Auskunft über den Vermögensaufbau. Sie gibt auch Auskunft über die Flexibilität des Unternehmens hinsichtlich Veränderungen, da Anlagevermögen nicht kurzfristig verändert werden kann.

 

 

 

 

Die Anlageintensität beträgt im Beispiel 72 %.

 

Die Bilanz ist demnach in großem Maße vom Anlagevermögen geprägt. Bei Produktionsunternehmen, wie in dem vorliegenden Fall, ist das der Regelfall.

 

Der ermittelte Wert von 72 % somit als gut zu bezeichnen.

 

 

 

Intensität des Umlaufvermögens

 

Analog der Anlageintensität gibt diese Kennzahl Auskunft über das Verhältnis des Umlaufvermögens zur Bilanzsumme.

 

 

 

 

 

Die Intensität des Umlaufvermögens ist immer die Differenz der Anlagenintensität zu 100.

 

Im vorliegenden Fall beträgt die Intensität des Umlaufvermögens 28 Prozent.

 

 

 

Gesamtkapitalumschlags

 

Diese Kennzahl gibt Auskunft über die Produktivität des eingesetzten Kapitals. Je höher die Umschlagshäufigkeit, umso schneller fließt das Kapital wieder in das Unternehmen zurück.

 

 

In unserem Beispiel ergibt die Formel: (1.210 : 13.750) * 100 = 8,8 %.

Bei dem Unternehmen liegt der Gesamtkapitalumschlag also bei 8,8 Prozent. Da es sich um ein Produktionsunternehmen handelt, sind niedrige Werte normal. Ein Wert von 100 Prozent würde bedeuten, dass der Warenumschlag genau der Bilanzsumme entspricht.

 

 

Kennzahlen zur Finanzstruktur

 

Hier geht es darum festzustellen wie die Finanzsituation des Unternehmens ist, insbesondere wie die Fristigkeit des Kapitals ist.

 

Eigenkapitalquote

 

Die Eigenkapitalquote zeigt, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist. Je höher die Eigenkapitalquote, desto höher ist die finanzielle Stabilität des Unternehmens.

 

 

Im Beispiel ermittelt sich die EK-Quote (4.500 : 13.750) * 100) = 32,73 %.

 

Diese Eigenkapitalquote kann als solider Wert angesehen werden.

 

Fremdkapitalquote

 

 Die Fremdkapitalquote zeigt das Verhältnis des Fremdkapitals am Gesamtkapital eines Unternehmens. Je höher die Fremdkapitalquote, desto anfälliger ist das Unternehmen.

 

 

 

 Die Fremdkapitalquote ist die Differenz der Eigenkapitalquote zu 100 Prozent.

 

 

Sie beträgt in unserem Beispiel 67,27 Prozent. Diese Fremdkapitalquote kann als normal gelten.

 

Weitere Aussagen zu dem Fremdkapital ergeben ergänzende Kennzahlen.

 

 

Kennzahlen zum Vergleich der Vermögenssituation und der Finanzstruktur

 

Hier erfolgt eine horizontale Ermittlung bezüglich der Fristigkeit der Vermögensfinanzierung. Generell gilt die sogenannte goldene Bilanzregel: langfristige Vermögenswerte sollen durch Eigenkapital und langfristiges Fremdkapital finanziert sein, kurzfristige Verbindlichkeiten sollen durch kurzfristige Vermögenswerte gedeckt sein.

 

Anlagendeckung

 

Diese Kennzahl zeigt, ob die goldene Bilanzregel eingehalten wurde. Wenn Anlagevermögen nicht langfristig finanziert ist, können Risiken für das Unternehmen entstehen.

 

 

Im Beispiel ergibt sich: (10.070 : 9.900) * 100 = 101,72 %.

 

Der Wert von 101,72 Prozent zeigt, dass die „Goldene Bilanzregel“ eingehalten wurde. Mehr als 100 Prozent des Anlagevermögens sind langfristig finanziert.

 

 

Kennzahlen zur Überprüfung der Fristenkongruenz hinsichtlich des kurzfristigen Umlaufvermögens und des kurzfristigen Fremdkapitals

 

 

 

Für unser Beispiel ergeben sich folgende Werte:

 

 • Liquidität I: 200 Tsd. Euro

 

 • Liquidität II: 200 + 700 = 900 Tsd. Euro

 

 • Liquidität III: 200 + 700 + 2.860 = 3.760 Tsd. Euro

 

 

 Diese Liquiditätskennzahlen zeigen, dass das Unternehmen über eine gute Liquidität verfügt.

 

Gesamtergebnis der Kennzahlen

 

Das Gesamturteil der Analyse der Beispielbilanz fällt positiv aus:

 

• Anlagevermögensintensität 72 %

 

• Umlaufvermögensintensität 28 %

 

• Kapitalumschlag 8,8 %

 

 • Eigenkapitalquote 32,73 %

 

 • Fremdkapitalquote 67,28 %

 

 • Anlagedeckung 101,72 %

 

• gute Liquiditätsgrundlage

 

Das Gesamtfazit der Analyse der Bilanz lässt erkennen, dass es sich um ein substanziell gesundes Unternehmen handelt.

 

 

 

Analyse der Gewinn-und-Verlust-Rechnung

 

 

Nachdem die eigentliche Bilanz anhand der Kennzahlen beurteilt wurde, gilt es nun, die Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) des Unternehmens zu analysieren. Sie ist ebenfalls Bestandteil des Jahresabschlusses. Aufgabe der GuV ist es, den Erfolg des Unternehmens darzustellen. Auch hier erfolgt die Analyse wieder durch Ermittlung von Kennzahlen.

 

 

Hier nochmal die Gewinn- und Verlustrechnung.

 

                                       Gewinn- und Verlustrechnung

 

Tsd. Euro

Umsatzerlöse

1.200

+ Sonstige Erträge

10

=Gesamtleistung

1.210

-Materialkosten

600

= Rohergebnis

610

-Personalkosten

310

-Abschreibungen

50

-Sonstige Aufwendungen

150

=Betriebsergebnis

100

+Finanzergebnis

10

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit

110

-Steuern

20

= Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag

90

 

 

Ein erster Blick auf das Jahresergebnis zeigt, dass das Unternehmen einen Gewinn erzielt hat. Dies ist das erste Ergebnis der Analyse der Erfolgsrechnung.

 

 

Kennzahlen der Erfolgsrechnung

 

Hier erfolgt eine Analyse der Gewinn- und Verlustrechnung.

 

Umsatzrentabilität

 

Die Umsatzrentabilität macht eine Aussage zur Ertragskraft des Unternehmens. Diese Kennzahl zeigt, wie viel das Unternehmen pro Euro Umsatz verdient hat.

 

 

 Auf die Zahlen im Beispiel bezogen: (90 : 1.210) * 100 = 7,44%.

 

 Von jedem umgesetzten Euro macht das Unternehmen einen Gewinn von 7,44 %. Für ein Produktionsunternehmen ist dies ein normaler Wert.

 

Materialaufwandsquote

 

Diese Kennzahl zeigt, wie hoch der Materialaufwand im Vergleich zur Gesamtleistung ist. Bei Handelsunternehmen ist der Materialaufwand beispielsweise sehr hoch. Bei Unternehmen mit eigener Fertigung von Teilkomponenten ist der Materialaufwand niedriger.

 

 

Mit den Beispielzahlen: (600 : 1.210) * 100 = 49,59 %.

 

Auch dieser Wert ist für ein Produktionsunternehmen ein normaler Wert. Unternehmen, die viele Teilprodukte selber herstellen, haben eine niedrigere Materialaufwandsquote. Deshalb ist es hier notwendig, den Fertigungsgrad näher zu untersuchen.

 

 

Personalaufwandsquote

 

Diese Kennzahl macht Aussagen darüber, wie hoch die Personalkosten in Bezug zur Gesamtleistung sind. Hohe Personalkosten können ein Indiz dafür sein, dass das Unternehmen zu viel Personal beschäftigt hat.

 

 

Für unsere Zahlen: (310 : 1.210 * 100) = 25,62 %.

 

Neben den Materialkosten sind die Personalkosten bei Fertigungsunternehmen die zweithöchsten Kosten. Ob der Wert im Vergleich zu anderen Unternehmen normal ist, kann noch nicht beurteilt werden.

 

 Zinsaufwandsquote

 

Die Zinsaufwandsquote ist eine wichtige Kennzahl für Investoren und Gläubiger. Je höher sie ausfällt, umso kritischer ist die Ertragslage des Unternehmens. Das Unternehmen ist dann entweder hoch verschuldet oder es verfügt über eine nur sehr geringe Ertragskraft.

 

 

 

Für unsere Zahlen: (40 : 1.210) * 100 = 3,31 %.

 

Die Zinsquote ist hier sehr niedrig. Die Bilanz belegte ja schon die hohe Eigenkapitalquote des Unternehmens. Jetzt zeigt diese Zinsaufwandsquote zudem, dass die bestehenden Kredite mit einem niedrigen Zinssatz verzinst werden. Dies ist positiv.

 

 

Handelsspanne oder Rohertragsquote

 

Diese Kennzahl gibt Auskunft darüber, in welchem Maße das Unternehmen Waren oder Leistungen bezogen hat, um die Gesamtleistung zu erbringen. Bei Handelsunternehmen ist die Rohertragsquote nicht sehr hoch.

 

 

Für unser Beispiel: (610 : 1.210) * 100 = 50,41%.

 

Die Rohertragsquote von 50,41 % ist eine gute Kennzahl. Von jedem Euro Umsatz beträgt der Rohertrag 0,504 Euro.

 

Neben den reinen Ertragskennzahlen gibt es auch solche, die die Ertragssituation mit der Vermögens- und Finanzlage verbinden.

 

 Return on Investment (ROI)

 

Diese Kennzahl gibt an, welchen Betriebsgewinn das investierte Gesamtkapital erbracht hat.

 

 

 

Für unsere Zahlenwerte: 150 : 13.750 * 100 = 1,09 %.

 

Damit ist gezeigt, dass die Rentabilität des eingesetzten Kapitals 1,09 % beträgt. Bei Produktionsunternehmen mit hohem Anlagevermögen ist die Betriebsrentabilität immer sehr niedrig.

 

 

Eigenkapitalrendite

 

Die Eigenkapitalrendite ist eine wichtige Kennzahl für Unternehmer und Investoren. Sie gibt an, welche Rendite das investierte Eigenkapital erbracht hat. Investoren machen es hiervon abhängig, weiter zu investieren.

 

 

 

Mit den Zahlen des Beispiels: (150 : 4.500) * 100 = 3,33 %.

 

Um den Wert der Eigenkapitalrendite beurteilen zu können, setzt man ihn ins Verhältnis zum Kapitalmarktzins. Angenommen, dieser beträgt 2 %, dann ist im Vergleich die Investition in das Unternehmen vorteilhafter.

 

 

Cash-Flow

 

 Eine weitere wichtige Kennzahl bezieht sich auf den Cash-Flow. Der Cash-Flow gibt an, welcher Geldbetrag während des Jahres wieder in das Unternehmen geflossen ist.

 

 

Auf unser Beispiel bezogen:

 

90 Tsd. Euro + 50 Tsd. Euro =140 Tsd. Euro

 

Der Zahlungsmittelzufluss beträgt also 140 Tsd. Euro. Insgesamt verfügt das Unternehmen über liquide Mittel von 340 Tsd. Euro (140 Tsd. Euro + 200 Tsd. Euro bestehende Geldmittel). Ein positiver Cash-Flow wie dieser zeigt, dass sich die Finanzsituation insgesamt verbessert hat.

 

 

Cash-Flow-Quote

 

 Diese Kennzahl zeigt, wie hoch der Geldmittelrückfluss aus den Umsatzerlösen ist. Daraus kann die zukünftige Zahlungsfähigkeit abgeleitet werden.

 

 

 

Für unser Beispiel: (140 : 1.210) * 100 = 11,57 %.

 

Aussage: Von jedem Euro Umsatz erhöht sich der Bestand an Zahlungsmitteln um 0,12 Euro.

 

 

Gesamturteil der Erfolgskennzahlen:

 

 • Umsatzrentabilität 7,44 %

 

• Materialaufwandsquote 49,59 %

 

 • Personalaufwandsquote 25,62 %

 

 • Zinsaufwandsquote 3,31 %

 

 • Rohertragsquote 50,41 %

 

• ROI (Return on Investment) 1,09 %

 

 • Eigenkapitalrendite 3,33 %

 

• Cash-Flow-Quote 11,57 %

 

 

Diese Kennzahlen geben auf den ersten Blick einen positiven Eindruck. Kritisch sollte man jedoch die geringe Eigenkapitalquote und den geringen ROI sehen. Die Ertragslage könnte durch Senkung der Kosten verbessert werden. Hier sollten alle Kostenblöcke untersucht werden.

  

Im nächsten und letzten Schritt geht es noch um den Vergleich der Kennzahlen mit den Branchenwerten. Erst danach kann eine endgültige Beurteilung erfolgen.

 

 

 

Branchenvergleich der Kennzahlen

 

Nach der Analyse der Bilanz und der Gewinn-und-Verlust-Rechnung hat man einen guten Anhaltspunkt für die Beurteilung des Unternehmens.

 

Eine Gesamtbeurteilung kann jedoch erst dann erfolgen, wenn die einzelnen Kennzahlen mit den Branchenkennzahlen verglichen werden.

 

Branchenkennzahlen Unternehmen, die sich hauptsächlich mit Unternehmensbewertungen und Bilanzauswertungen beschäftigen, sammeln die jeweiligen Daten aus jeder Unternehmensanalyse. Ein Beispiel dafür ist die DATEV

 

Ermittlung der Branchenwerte

 

Aus der Masse der Bilanzauswertungen wird ein Unterwert sowie ein Oberwert bestimmt. Der untere Wert orientiert sich an schlechten Unternehmen, der obere Wert orientiert sich an sehr guten Unternehmen. Somit ergibt sich eine Bewertungs-Range.

 

Vergleich Unternehmenswerte mit Branchenwerte

 

Kennzahlen der Branche

 

Kennzahlen des Unternehmens

Kennzahlen der Branche

Beurteilung

Anlageintensität                               72 %

65 – 78 %

Liegt im oberen Branchenbereich, ist positiv

Intensität Umlaufverm.                  28 %

22 – 35 %

Liegt eher im unteren Bereich,  ist positiv. Geringe Lagerkosten

Kapitalumschlag                                8,8 %

9 – 12 %

Liegt unter dem Branchenwert, ist negativ

Eigenkapitalquote                         32,73 %

25 – 45 %

Liegt im unteren Mittelfeld, ist aber positiv zu beurteilen

Anlagedeckung                            101,71 %

65 – 102 %

Sehr guter Wert

Luiqidität

 

Hier müsste eine separate Betrachtung gezogen werden

 

 

 

Umsatzrentabilität                         7,44 %

5 – 12 %

Liegt im unteren Branchenbereich, Steigerung ist möglich

Materialaufwandsquote             49,59 %

35 – 50 %

Liegt im oberen Bereich, dies ist negativ

Personalaufwandsquote             25,62 %

18 – 24 %

Die Quote liegt über dem Branchenwert, hier besteht Sparpotential

Zinsaufwandsquote                       3,31 %

2 -  9 %

Ist als gut zu bezeichnen

 

 

 

Rohertragsquote                          50,41 %

48 -  60 %

Liegt im unteren Branchenwert

Return on Investment                   1,09 %

0,5 – 3 %

Liegt im unteren Branchenbereich

Eigenkapitalrentabilität                3,33 %

1,5 – 6 %

Ist branchenüblich

Cash-flow-Quote                          11,57 %

5 – 15 %

Liegt im oberen Branchenbereich, ist positiv

 

 

 

Der Vergleich der Unternehmenskennzahlen mit den Branchenwerten zeigt insgesamt folgendes Bild:

 

Kennzahlen der Bilanz

 

Die Bilanzkennzahlen sind insgesamt branchenüblich. Sie liegen etwa beim Branchenmittelwert. Besonders gut ist die Anlagendeckung; dies zeigt, dass das Unternehmen solide finanziert ist. Kritisch ist der Kapitalumschlag, dieser ist branchenunüblich.

 

Kennzahlen der GuV

 

Die meisten Kennzahlen liegen zwar im Branchenbereich. Kritisch sind jedoch die Materialaufwandsquote und die Personalaufwandsquote. Hier sind Einsparungen möglich und erforderlich.

 

Insgesamt ist das Unternehmen als branchenüblich zu bezeichnen. Allerdings muss eine Ertragsverbesserung angestrebt werden.

 

 

Gesamtfazit

 

Insgesamt ergibt die Bilanzanalyse ein positives Gesamtbild des unternehmens. Sie zeigt aber auch, wo das Unternehmen Verbesserungen vornehmen kann.

 

Zieht man zusätzlich noch die Werte von mehreren Jahren hinzu, zeigt sich die Unternehmensentwicklung im Zeitvergleich. Hier kann man Verbesserungen oder Verschlechterungen im Zeitvergleich erkennen.